Vertrauen oder Kontrolle - wie du in Schwangerschaft und Geburt echte Sicherheit findest

Viele Frauen kennen das Gefühl: In der Schwangerschaft oder nach der Geburt wächst der Wunsch, alles im Blick zu haben. Wir wollen sicher sein, dass es dem Kind gut geht, dass keine Gefahr droht – und greifen deshalb zu Kontrolle.

Doch Kontrolle, so beruhigend sie im ersten Moment wirkt, hat ihre Grenzen. Sie gibt nur für kurze Zeit das Gefühl von Sicherheit. Und genau hier liegt das Spannungsfeld, über das ich heute schreibe: Vertrauen oder Kontrolle? Wo finden wir echte Sicherheit?

Warum Vertrauen gut ist – und Kontrolle sich trotzdem oft besser anfühlt.

Vielleicht hast du selbst schon gespürt, wie stark der Wunsch nach Kontrolle wird, wenn Unsicherheit oder Angst auftaucht.

Zum Beispiel, wenn du plötzlich Angst bekommst, ob es deinem Baby im Bauch gut geht, ob sein Herz noch schlägt – und du dringend die Bestätigung brauchst von deiner Ärztin oder Hebamme.
Oder wenn du nachts nachschauen musst, ob dein schlafendes Baby noch atmet in seinem Bettchen.

Und weil du so oft kontrollieren musst, kommst du selbst nicht zur Ruhe. Du fühlst dich immer erschöpfter.
In dir wächst dieser Drang, alles im Blick zu haben, damit bloß nichts passiert.

So fühlt sich Kontrolle auf den ersten Blick gut an – sie gibt dir ein Gefühl von Sicherheit.

Doch dieses Gefühl hält nicht lange. Kontrolle entspringt oft der Angst – und Angst engt uns ein. Sie macht unseren Raum kleiner, sie lähmt oder treibt uns in eine Überaktivität.

Unser Nervensystem spielt dabei die Hauptrolle. Es funktioniert wie ein Alarmknopf: Sobald es Unsicherheit wahrnimmt, schaltet es auf Überleben – Kampf, Flucht oder Erstarrung.
Dieser Mechanismus ist sinnvoll in wirklicher Gefahr. Aber wenn er aus Unsicherheit heraus aktiviert wird, entsteht ein Kreislauf, der uns nie wirklich zur Ruhe kommen lässt.

Das Ergebnis: Wir schlafen schlecht, machen uns ständig Sorgen, bleiben in innerer Anspannung – wie eine sprungbereite Katze vor dem Mauseloch. Gerade in Schwangerschaft und Geburt kann das fatale Folgen haben: Angst verstärkt die Schmerzen, der Körper zieht sich zusammen, und die Spirale aus Stress und Ohnmacht mündet nicht selten in Kontrollverlust oder sogar ein Trauma.

Sicherheit und Vertrauen – was kommt zuerst?

Hier stellt sich eine entscheidende Frage: Brauchen wir zuerst Sicherheit, um vertrauen zu können – oder ist Vertrauen die Basis für Sicherheit?

Psychologisch betrachtet ist Sicherheit die Grundlage. Ein Baby entwickelt Urvertrauen, weil es wiederholt Sicherheit erfährt: gehalten, gestillt, beruhigt zu werden. Diese Bindungserfahrungen legen den Boden, auf dem Vertrauen wachsen kann.

Doch auch das Gegenteil stimmt: Vertrauen ist eine innere Haltung, die Sicherheit ermöglicht. Wenn du innerlich spürst: „Ich kann das tragen“, beruhigt sich dein Nervensystem.

Am besten stellst du dir Sicherheit und Vertrauen wie einen Kreis vor, der sich gegenseitig verstärkt:

  • Sicherheit nährt Vertrauen.

  • Vertrauen vertieft Sicherheit.

Fehlt eine Seite, wird die andere instabil. Suchst du nur Sicherheit im Außen, aber vertraust dir selbst nicht – bleibt alles brüchig. Hast du Vertrauen, aber keine äußere Sicherheit – fühlt es sich nicht tragfähig an.

Was Vertrauen bedeutet

Doch was ist Vertrauen eigentlich?
Vertrauen heißt, daran zu glauben, dass du dich auf etwas oder jemanden verlassen kannst – auch wenn immer eine gewisse Ungewissheit bleibt.

Vertrauen ist mehr als ein Gefühl und hat nichts mit Hoffnung zu tun. Es ist eine innere Haltung, ein inneres Wissen, das auf Glauben beruht. Ein tiefer Glaube an das Gute, dass wir getragen sind, geführt vielleicht, auch wenn das Außen unberechenbar bleibt.

Vertrauen heißt nicht, dass nichts schiefgehen kann. Vertrauen heißt: Ich fühle mich in mir sicher – und ich weiß, dass mein Körper, mein Herz und meine innere Stimme oder Intuition richtig ist.

Wenn Vertrauen erschüttert wird

Vielleicht hast du erlebt, wie es ist, wenn Vertrauen verletzt wird.
Wenn du dich auf jemanden verlassen hast – und dieser Mensch dich enttäuscht oder verletzt hat.

Dann bricht oft der Boden weg. Wir verlieren den Glauben und wissen nicht mehr, wo wir stehen. Gut gemeinte Ratschläge wie „Du musst einfach wieder lernen zu vertrauen“ klingen in dieser Situation zynisch.

Und doch ist die Sehnsucht da: Wir wollen wieder vertrauen. Gleichzeitig macht uns genau das Angst. Es ist ein echtes Dilemma: Die Sehnsucht nach Vertrauen – und die Furcht, wieder verletzt zu werden.

Der Weg nach innen – Selbstvertrauen

Hier liegt der entscheidende Punkt: Solange wir Vertrauen nur im Außen suchen – in andere Menschen, Systeme, Umstände – bleiben wir abhängig und verletzlich.

Der Weg ins Vertrauen beginnt im Inneren.
Es geht darum, Vertrauen in dich selbst zu entwickeln – und ganz besonders in deine eigene Wahrnehmung.

Du darfst lernen, deinen Körpersignalen zu trauen.
Deine Gefühle als Hinweise ernst zu nehmen, anstatt sie abzuwerten.
Und deine innere Stimme von den lauten äußeren Stimmen zu unterscheiden, die oft sagen: „Stell dich nicht so an …“,

„Du bist zu empfindlich …“

Dieses Vertrauen in die eigene Wahrnehmung ist nicht leicht – besonders, wenn du Verletzungen erlebt hast. Doch es ist der erste Schritt.

Heilung braucht Verbindung

Manchmal geht das nicht allein – und das ist völlig normal.
Wir sind Beziehungswesen. Manchmal brauchen wir Menschen, die uns den Glauben an uns selbst zurückspiegeln.

Wenn Vertrauen verletzt wurde, helfen Begleiter:innen, die an dich glauben, die dir wohlwollend und mitfühlend einfach da sind.

Heilung geschieht dort, wo wir uns gesehen und gehalten fühlen.

So kann Vertrauen in deine Wahrnehmung Schritt für Schritt zurückkehren. Aus diesem Funken wächst neues Selbstvertrauen – und damit auch ein klareres, bewussteres Vertrauen nach außen.

Fazit

Kontrolle gibt nur den Anschein von Sicherheit. Sie ist eine natürliche Reaktion, die aus Unsicherheit und Angst entspringt. Es geht darum, es wahrzunehmen, nicht zu bekämpfen. Dein Kontrollbedürfnis zeigt dir, dass dir Sicherheit fehlt. Das gilt es zu würdigen.

 

Erst dann kannst du deinen Blick nach innen richten, dorthin, wo wahre Sicherheit entsteht, die dich tragen kann. Im Inneren lernst du die Signale oder Botschaften deines Körpers, deiner Seele kennen und verstehen. Und dann kannst du dich entscheiden, worauf du hören willst, auf äussere Stimmen oder auf deine eigene.

 

Vertrauen heißt nicht, alles laufen zu lassen und zu hoffen, dass es gut geht.

Vertrauen heißt: verbunden zu sein mit dir selbst. Zu wissen, dass du dich regulieren kannst – und dass du Einfluss hast, ohne alles kontrollieren zu müssen.

 

Vielleicht magst du dir zwei Fragen mitnehmen:

  • Wo versuchst du im Moment zu kontrollieren, obwohl Vertrauen hilfreicher wäre?

  • Und welche kleine Situation eignet sich heute, um bewusst Vertrauen zu üben?

In Geborgenheit geboren, in Liebe verbunden – so beginnt eine neue Geburtskultur.

 

Hast du Fragen, vielleicht zu deiner persönlichen Geschichte? Dann kannst du sie mir direkt über mail oder das Kontaktformular zustellen. Ich freue mich über jede Frage und werde sehr gerne werde darauf eingehen.

 

Du kannst diese Folge  auch, ein bisschen ausführlicher,  auf meinem neuen Podcast für Geburt, Verbindung und innere Stärke hören:

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